Dienstag 18. November 2025

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Traurige Frau am Flussufer
Leben

Nicht alleine in der Trauer sein

Der Verlust eines geliebten Menschen kann einen aus der Bahn werfen und die Trauer überhand nehmen. Im Freundes- und Verwandtenkreis herrscht oft Sprachlosigkeit. Ausgebildete Ansprechpartner und  Gesprächsgruppen bietet die Trauerbegleitung der Cartias, aber auch viele Pfarren haben Angebote zu diesem Thema.

 

Der erste Ansprechpartner, wenn Sie Hilfe brauchen, ist immer Ihre Wohnpfarre. Viele Pfarren bieten auch Krankenbesuche an.

Trauer

Die Kraft der Erinnerung

Erinnerungen sind ein zentraler Bestandteil des Trauerprozesses. Sie helfen, den Verlust zu verarbeiten und eine Verbindung zum Verstorbenen aufrechtzuerhalten.

 

"Erinnerungen sind ein ganz besonderer Schatz, den uns niemand wegnehmen kann. Sich zu erinnern ist dann paradoxerweise schmerzhaft und tröstlich gleichzeitig", 

sagt Hannelore Trauner-Pröstler, von der Kontaktstelle Trauer der Caritas der Erzdiözse Wien. 

 

Ob es der Mantel im Vorzimmer, ein gemeinsamer Urlaubsort oder das zweite Gedeck am Tisch ist – solche sichtbaren Erinnerungen geben Halt. Sie machen den Verstorbenen im Alltag weiterhin spürbar und helfen, den Schmerz zu integrieren.

Schätze der Erinnerung
Statue eines Engels am Friedhof
Ich bin erschöpft vom Seufzen, jede Nacht benetzen Ströme von Tränen mein Bett, ich überschwemme mein Lager mit Tränen.
Psalm 6,7

Umgang mit der Trauer

Trauer betrifft uns alle, doch wir gehen unterschiedlich damit um. Kathrin Unterhofer von der Kontaktstelle Trauer über die Wirkung von Tränen, welche Bedeutung Ablenkung hat und wie man mit der Trauer Anderer umgehen kann.

Was kann helfen, wenn ich trauere?

Es ist ganz wichtig, die Trauer zuzulassen, den Gefühlen Raum zu geben. Weinen ist eine Möglichkeit unter vielen, der Trauer Ausdruck zu verleihen.

 

Tränen sind die natürliche Reaktion des Körpers, um Druck abzulassen.

Nach dem Weinen fühlt man sich leichter. Menschen hilft es, gemeinsam mit lieben Angehörigen zum Grab des Verstorbenen zu gehen, Sport zu treiben oder bei einem Spaziergang bewusst die Natur zu spüren und wahrzunehmen. Es tut auch gut, mit vertrauten Menschen über die eigenen Gefühle zu sprechen und Erinnerung an den Verstorbenen auszutauschen.

Wie kann ich helfen mit der Trauer eines Freundes, einer Arbeitskollegin oder des Nachbarn umzugehen?

Haben Sie den Mut, diesen Menschen zu begegnen, gehen Sie aktiv auf die trauernde Person zu. Denn Trauernden ist es nur schwer möglich, dass sie sich von selbst melden.

 

Haben Sie keine Angst, etwas Falsches zu sagen.

 

Es gibt nicht die fix-fertigen richtigen Sätze, die man sagen kann. Zeigen Sie Interesse für den Menschen. Das ist das Wichtigste. Fragen Sie einfach: „Wie kann ich für dich da sein?“ Denn wir können nicht wissen, was dem anderen guttut, da Trauer sehr individuell ist.

Die Zeit rund um Allerheiligen und Allerseelen ist für viele schwierig und belastend. Wieso?

Rund um den 1. November kommt der Schmerz über den Verlust einer geliebten Person wieder hoch – auch wenn man nicht damit rechnet. Das ist ganz normal, auch wenn der Tod bereits länger her ist. Aber es belastet.

Wo finde ich Begleitung in meiner Trauer?

Kontaktstelle Trauer

Die Kontaktstelle Trauer der PfarrCaritas ist für Menschen da, die sich in ihrer Trauer alleine fühlen.

 

Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten Beratung und Begleitung für trauernde Menschen, die vom Tod einer nahestehenden Person betroffen sind, an. Die Bearbeitung des Verlustes erfolgt in Einzelgesprächen oder durch Austausch mit ähnlich betroffenen Menschen in Gruppen und durch kreatives Tun in Gemeinschaft.

 

Angebote für trauernde Menschen

 

Gesprächsinsel

Du willst reden? Die Gesprächsinsel ist eine Erstkontaktstelle für Entlastung, Orientierung und Seelsorge im Herzen Wiens, .

 

Rund um Allerheiligen & Allerseelen gibt es auch immer den Trauerraum.

 

Öffnungszeiten und Kontakt der Gesprächsinsel

 

Telefonseelsorge

Wenn ihre Trauer übermächtig zu werden droht und sie jemand brauchen der ihnen zuhört, dann sind die Seelsorgerinnen und Seelsorger der Telefonseelsorge rund um die Uhr, anonym und völlig kostenlos unter der Nummer 142 aus ganz Östererich, für sie da.

 

Telefon: 142
www.telefonseelsorge.at

Grabkerze mit Kreuz
Erzdiözese Wien/ Stephan Schönlaub, Stephan Schönlaub / Grabkerze mit Kreuz
Was kann helfen kann

Rituale und Orte der Trauer

Rituale helfen, das Geschehene zu begreifen und geben Struktur in einer emotional chaotischen Zeit.

 

„Es fehlen Rituale, die helfen, das Erlebte zu verarbeiten.“ – Silvia Langthaler „Ein Grab, der Gang auf den Friedhof, ist für viele wichtig. Das dort immer eine Kerze brennt, wird als tröstlich erlebt.“ – Kathrin Unterhofer „Vielleicht möchten die Kinder noch eine Zeichnung, ein kleines Abschiedsgeschenk anfertigen.“

 

Ob Friedhof, Erinnerungskiste oder Kerze zu Hause – solche Orte und Handlungen geben Raum für bewusstes Trauern.

Rituale und die Kultur des Trauerns
Es braucht Zeit

Trauerprozesse und -phasen

Trauer ist individuell und braucht Zeit. Der amerikanische Psychologe William J. Worden beschreibt vier Aufgaben der Trauer:

 

  • den Verlust akzeptieren
  • den Schmerz durchleben
  • sich anpassen
  • und dem Verstorbenen einen neuen Platz im Leben geben.

 

„Trauer hat viele Gesichter.“ „Trauer braucht eben Zeit und Geduld.“ „Loszulassen“ sei schon lange nicht mehr das erklärte Ziel in der Trauerbegleitung.

 

Ziel ist es, den Verstorbenen in das eigene Leben zu integrieren – nicht loszulassen, sondern einen neuen Platz für ihn zu finden.

Wütender und trauriger Jugendlicher mit Hoodie.
iStock/Motortion / Wütender und trauriger Jugendlicher mit Hoodie.
Formen der Trauer

Kinder trauern anders

Bis zum 18. Lebensjahr sehen Kinder und Jugendliche durchschnittlich mehr als 250.000 Leichen in Videospielen, Fernsehen und Internet. Im realen Leben hingegen fehlt der Zugang zu Tod und Trauer beinahe völlig.

 

Kinder erleben und verarbeiten Trauer anders als Erwachsene. Sie trauern punktuell, oft mit schnellen Wechseln zwischen Traurigkeit und Freude.

 

„Wenn Erwachsene trauern, dann tun sie das von früh bis spät. Kinder trauern punktueller. Damit, 'ES' den Kindern nicht zu sagen, schonen wir nicht die Kinder, sondern nur uns selbst", so Trauerexpertin Silvia Langthaler.

 

Wichtig ist, Kinder aktiv einzubeziehen – sei es durch Rituale, Gespräche oder kreative Ausdrucksformen wie Zeichnungen oder kleine Abschiedsgeschenke. Auch Begräbnisse oder Friedhofsbesuche sollten Kindern nicht vorenthalten werden.

Auch Jugendliche trauern anders